Das Regenwetter war untypisch! Bei manchen Wettbewerbsbesuchern hat sich wohl über Jahre hinweg der Eindruck eingestellt, dass Filmveranstaltungen typischerweise bei strahlendem Sonnenschein stattfinden und die Filmer im abgedunkelten Saal so lange ihr Dasein fristen müssen, bis es draußen wieder dunkel geworden ist. Diesmal aber gab es keinen Grund zu klagen. Bei dem Wetter hatte kaum einer etwas anderes vor. Es kann aber auch an den 17 Filmen und der guten Umsorgung durch den Hanauer Club gelegen haben: Der Saal der Reinhardskirche in Hanau war voll.

Insgesamt 165 Minuten Filmlaufzeit wurden den Zuschauern und natürlich den Juroren unter der Leitung von Dr. K.-H. Timtner geboten. Seinen ersten aber hoffentlich nicht letzten Auftritt in einer Jury hatte Werner Groh, Film- und Videofreunde Neu-Isenburg. Er und seine vier erfahrenen Kolleginnen und Kollegen stimmten am Ende des Tages folgendermaßen ab:

Zwei Filme erhielten einen ersten Preis, sieben Filme einen zweiten und ebenso viele einen dritten. Ein Film erhielt eine Teilnahmeurkunde. Insgesamt sieben Filme (= 85 min Laufzeit) wurden zu den Hessischen Autoren-Filmfestspielen nach Offenbach weitergemeldet.

Das Highlight des Tages mit der höchsten Bewertung war "Irre Typen" von Thomas Kempf, Offenbach. Mit geschickt montierten Interviews und guter Kameraarbeit gelingt es ihm, eine Musik-Combo behinderter Menschen einfühlsam und doch mitreißend vorzustellen. Der Spaß an der Musik und gleichzeitig die Bedeutung als Therapie-Methode werden so locker und gleichzeitig intensiv dargestellt, dass in den zwanzig Minuten Laufzeit keine Langeweile aufkommt.

Der zweite erste Preis ging an Dieter Kopelke. "1340 Millimeter für den Saturn" dokumentiert vor allem die Herstellung einer großen Stahlkugel als Saturn-Modell. Kombiniert mit zum Teil fünfzehn Jahre alten Originalaufnahmen wird die Idee vorgestellt, die damals von Schülern ins Leben gerufen wurde: Die Planeten maßstabsgerecht in einem Park auszustellen im Verhältnis zum kugelförmigen Wasserspeicher als Sonne.

Ein viel diskutierter Film war "Vom Jäger zum Gejagten" von Irene und Dr. Klaus Frank, Erbach-Michelstadt. Auf neun Minuten gerafft zeigt er den insgesamt über zwei Stunden dauernden Überlebenskampf eines Frosches gegen eine Ringelnatter, die ihn zu verschlingen versucht. Mit Nahaufnahmen und genau dosiertem passendem Kommentar wird der Film zu einem Erlebnis. Nichts für schwache Nerven. Die Jury entschied für einen zweiten Preis.

"Naturwunder Atacama" war der einzige Reisefilm des Wettbewerbes. Dr. Werner Stein, Neu-Isenburg, zeigt die imposante Wüstenlandschaft im Norden Chiles, deren besonderer Höhepunkt die Geysire auf über 4000 Meter Höhe sind. Mit informativem Kommentar und guten Bildern gelingt es, den Zuschauer auf die Reise mitzunehmen. Lohn dafür war ebenfalls ein zweiter Preis.

Alle oben genannten Filme wurden zu den Hessischen Autoren-Filmfestspielen eingeladen, die am  19.03.2016 im Offenbacher Ledermuseum stattfinden. Zusammen mit den ausgewählten Filmen vom Herbst 2015 (offener Wettbewerb Wiesbaden) wird ein überzeugendes Programm zu sehen sein.
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R. Schnorr