Die erfolgreichen Autoren der HAFF
Bericht vom 74. Landesfilmfestival im Ledermuseum Offenbach
Am Samstag, 10. März 2018 fand in Offenbach das diesjährige Landesfilmfestival statt. Mit 20 Filmen war das Programm umfangreicher als sonst, und für den Filmclub Offenbach war es dementsprechend eine organisatorische Herausforderung. Aber dank des Einsatzes der Offenbacher Filmer und pannenfreier Technik wurde es eine rundum gelungene Veranstaltung, die im geplanten zeitlichen Rahmen blieb.
Einen wichtigen Anteil daran hatten die Juroren unter der Leitung von Dieter Volk, die kritisch aber sachlich diskutierten. Erstmals in einer BDFA-Jury war Torsten Jaschek, Geschäftsführer von OF TV und damit aus dem Profi-Bereich. Dadurch wurde die Diskussion kontroverser und für Zuschauer wie auch Autoren sicherlich noch interessanter.
Auch wenn wie immer nicht alle Entscheidungen der Jury mit den Einschätzungen von Autoren und Zuschauern übereinstimmten: Die Jury hatte bereits in den Filmbesprechungen die positiven aber auch die kritischen Aspekte gut herausgearbeitet, so dass die Bewertungen und Weitermeldungen zu den Bundesfestivals am Ende nachvollziehbar waren.
Hier die Ergebnisse im Überblick:
Die Jury vergab 3 erste, 5 zweite und 10 dritte Preise.
11 Filme wurden zu Bundesfilmfestivals weitergemeldet
8 der 20 Filme gehörten in die Kategorie "Fiktion". Damit war der Anteil wieder verhältnismäßig hoch. Davon wurden 4 zum BFF nach Schrobenhausen weitergemeldet.
Der Gewinner des Publikumspreises, Rüdiger Schnorr li., und der Sponsor des Pokals Torsten Jaschek von OF-TV
Drei Filme haben von den Juroren die nötigen Stimmen für einen ersten Preis erhalten:
Prof. Gerhard Kreysa stellt in "und ich die Kamera" die Bilder des belgischen Surrealisten Magritte vor. Aber statt rein theoretischer Erläuterungen und Interpretationen unternimmt er mit digitalen Effekten den Versuch, die Ideen und Gestaltungselemente des Malers mit seinen Videoaufnahmen nachzuahmen. Das gelingt ihm so überzeugend, dass er nicht nur verblüffende Bilder präsentiert, sondern auch einen erfrischenden Zugang zu der Kunst des Malers eröffnet. Der Film erhielt mit drei Stimmen seinen ersten Preis.
Mit den Stimmen aller 5 Juroren wurde "Meine drei Brüder" ebenfalls mit einem ersten Preis ausgezeichnet. Gertrud Quartier zeichnet sehr gefühlvoll ihre Erlebnisse und Erinnerungen um den Tod ihrer älteren Brüder nach. Ein trauriges Thema, aber ein ungemein intensiver Film, weil er den Zuschauer mit seiner glaubwürdigen und persönlichen Erzählweise von Anfang an mitnimmt. Dazu trägt neben der gekonnten Montage alter und neuer Aufnahmen und dem dezenten Einsatz der Musik nicht zuletzt der Kommentar bei, der von der Autorin selbst gesprochen wird.
Ebenfalls mit 5 Stimmen erhielt "Alles ganz natürlich?" einen ersten Preis. Die 3D-Computeranimation von Rüdiger Schnorr fiel schon technisch aus dem Rahmen: Ein Montageroboter am Fließband beginnt dank "künstlicher Intelligenz" ein Eigenleben und folgt aus der Natur bekannten Verhaltensweisen. Die Jury hob neben der technischen Umsetzung auch die Idee, die (virtuelle) Kameraführung und die Musik hervor.
Die Offenbacher Veranstalter hatten die beiden letztgenannten Filme im Programm direkt hintereinander gesetzt, was den Kontrast zwischen den völlig verschiedenen Film-Genres natürlich nochmals hervorhob. Am Ende erhielt "Alles ganz natürlich?" den von OF TV gestifteten Zuschauerpreis. Die Abstimmung verlief aber äußerst knapp, mit nur 2 Stimmen Abstand zum Zweitplatzierten.
Das Resümee: Dieses Festival war eine gelungene Veranstaltung und eine Werbung für unser Hobby: Viele gute und sehr gute Filme, völlig unterschiedliche Genres und interessante Diskussionen. Wer nicht dabei war, hat etwas verpasst!
Alle weitergemeldeten Filme sind natürlich auf den Bundesfestivals zu sehen. Eines davon in Hessen: Vom 06. bis 08. April findet zum zweiten Mal die DOKU in Fuldabrück bei Kassel statt.
Text von Rüdiger Schnorr